1. Lebenswoche

Nach einer Traumgeburt erlebten wir in der ersten Lebenswoche einen Welpentraum. Unsere kleinen D-Linge machen uns unglaubliche Freude. Anou und ihre Kinder sind so ausgeglichen und harmonisch miteinander, dass wir uns manchmal fragen, ob es wirklich acht Welpen sind. Mit Hingabe und Umsicht versorgt Anou ihre Kinder und strahlt dabei großes Glück und Zufriedenheit aus. Dorle und Cannelle mussten ein paar Tage etwas Abstand halten und zum Ende der ersten Lebenswoche durften aber beide auch schon vorsichtig die Welpen einzeln beschnüffeln, wenn wir sie wogen und über den Rand der Wurfkiste spitzen. Beide werden bald viel zu tun haben, wenn sie Anou bei der Aufsicht, beim Spielen und der Erziehung unterstützen.


2. Lebenswoche

Mit viel Ruhe und Gelassenheit geht die zweite Lebenswoche zu Ende. Anou ist eine wundervolle Hundemutter. Diese Welpen werden sehr gut bewacht, Dorle ist ja schon immer eine sehr mütterliche Hündin, aber auch unser noch unreifes Nesthäkchen Cannelle ist über Nacht zum Muttertier avanciert. Wenn Anou die Wurfbox verlässt, schleicht sie sich schnell hinein und sitzt stolz bei den Welpen. In der kommenden Woche werden alle die Augen geöffnet haben und wir sind schon gespannt, wie sie sich weiter entwickeln. Heute müssen wir ihnen ihre erste Wurmkur verabreichen, was wir nicht gerne tun, aber es muss leider so sein.


3. Lebenswoche

Kurz  nachdem sich bei allen am Ende der zweiten Woche die Augen geöffnet hatten und auch das Hören schon funktionierte, liefen die Kleinen in ihren Wachphasen sofort los, um denjenigen zu begrüßen, dessen Geruch sie wahrnahmen. Zunächst noch in der Wurfkiste, kletterten sie schon bald nach draußen auf einen weichen Teppich und wurden von unserem Empfangskomitee Dorle und Cannelle liebevoll beschnuppert und gesäubert. Cannelle ist eine super Trainerin für die Kleinen, weil sie ihnen das Spielen zeigt und es ist einfach köstlich mit anzusehen, wenn sie einen Welpen mit ihrer Pfote sanft zum Spielen auffordert und der kleine Kropf das sofort nachahmt. Auch die Stimmen wurden diese Woche geübt, sodass wir bereits an der Stimmlage des Bellens oder Knurrens erkennen können, wer sich da gerade in Szene setzt Die aktiven Phasen werden länger und bei acht Welpen finden sich immer zwei, die miteinander spielen können. Seit einigen Tagen spitzen die Zähnchen durch und heute am letzten Tag der dritten Woche gab es frischen Tartar, um sie an Futter zu gewöhnen. Bei diesen kleinen Kraftpaketen wunderte es mich nicht, dass sie alle schlichtweg begeistert waren, endlich einmal nicht nur Milch zu bekommen. Wir können nun also mit der Fütterung der Raubtiere beginnen.


4. Lebenswoche

Wir lieben diesen Lebensabschnitt mit unseren Welpen, weil es so viel Spaß macht, mitzuerleben, wie aus unbeholfenen Babies innerhalb von einer Woche kleine Hündchen werden, die neugierig und noch ohne Angst ihre Wurfkiste verlassen und die Welt erkunden. Unsere große Hundefamilie kümmert sich hingebungsvoll um diese wundervollen Kinder. Alles ist so einfach und selbstverständlich, dass wir uns manchmal fragen, ob das an unsere Routine liegt, oder an dem Wesen der Hunde. Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus allem und gibt uns ein sehr schönes Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.


5. Lebenswoche

Wir haben wirklich großes Glück mit unseren Welpen. Sie sind sehr tiefenentspannt, immer neugierig, überaus intelligent, sehr menschenbezogen, unheimlich kuschelig und erfrischend unterhaltsam und lustig. Sie zu beobachten ist so schön und jeder für sich hat einen ausgeprägten Charakter, der sich hoffentlich in der neuen Familie weiter so entwickeln darf. Wir verdrängen noch die Tatsache, dass es Halbzeit ist und wir bald schon wieder loslassen müssen, noch genießen wir die intensive Zeit mit ihnen.


6. Lebenswoche

Die Achterbande wächst und gedeiht, so wie die Natur draußen durch den vielen Regen. Leider ist es nicht nur sehr nass, sondern auch sehr kalt, sodass wir jede Minute nutzen, um überhaupt einmal mit allen im Garten zu sein oder kleine Ausflüge zu machen. Das war nun wahrlich kein Welpenwetter und für Ende Mai unglaublich ungemütlich aber die kleinen sind robust und trotzen für kurze Zeit Wind und nassen und kalten Böden.
Für uns ist die sechste Lebenswoche eine Entscheidungszeit. Dazu beschäftigen wir uns intensiv mit ihrem Verhalten im Rudel, aber auch einzeln und konfrontieren sie mit allen möglichen Dingen, um ihr Wesen zu erkennen. Dies ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, wir können nur Persönlichkeiten unterscheiden. Wie sie sich auch mit unserer ersten Prägung entwickeln, ist immer noch offen und sehr stark von dem Umfeld und den Menschen abhängig, die diesen kleinen Hund in seinen Stärken unterstützen können oder es eben auch versäumen. Es ist auch nicht hilfreich, mit großem Ehrgeiz und eigenen Vorstellungen an die Erziehung heranzugehen, wichtig ist immer das Erkennen, was möglich ist und sich auch von Dingen zu verabschieden, die nicht zu dem Hund passen. Manchmal ist Ruhe und Zeit besser, als zu viel Input und hohe Erwartungen an Perfektion. Es sollte immer eine Mischung aus eigener Intuition und gesundem Menschenverstand sein.
Gestern haben alle Familien die Nachricht erhalten, wer nun zukünftig ihr Leben durcheinanderwirbeln und beleben wird. Die kommenden Tage sind angefüllt mit Besuchen, um die ausgewählten Familien mit ihrem Hundekind bekannt zu machen.


10. Lebenswoche

In dieser Woche haben wir die beiden Jungen Donnie und Dio verabschiedet. Sie hinterließen eine große Lücke bei uns und auch bei ihren beiden Schwestern Daisy und Deetje, die ihre Spielpartner vermissten. Aber Welpen in diesem Alter gewöhnen sich sehr schnell an neue Situationen, deshalb ist es auch der beste Zeitpunkt für den Umzug in ihre Familien. Die beiden Mädchen ließen wir dann aus dem Welpenauslauf und sie durften sich frei bei uns bewegen. Ganz selbstverständlich gehen sie nun mit den großen Hunden morgens eine kleine Runde spazieren, schlafen bei ihnen und zeigen uns, wenn sie dringend in den Garten müssen. In nur wenigen Tagen haben sich die zwei Schwestern noch einmal sehr verändert. Sie sind unglaublich bezaubernde und offene Hunde, die mit viel Vertrauen jede neue Situation meistern.


11. Lebenswoche

In der letzten gemeinsamen Woche mit den zwei Welpenmädchen ist zu Beginn gleich unser kleines Gänseblümchen Daisy ausgezogen und macht nun ihre neue Familie mit ihrem pfiffigen und aufgeweckten Wesen sehr glücklich. Unsere herzallerliebste Deetje durfte noch eine Woche bei uns bleiben und wir sind begeistert von dieser kleinen Hündin. Wir haben ihr in dieser Woche viel  von der neuen Welt gezeigt, so hat sie einen Supermarktparkplatz mit vielen Menschen und ratternden Einkaufswägen, aus- und einparkenden Autos, viele Spaziergänge im Wald aber auch an vielbefahrenen Straße und einen Besuch an einer Schule erlebt und das alles mit viel Neugierde und Besonnenheit gemeistert. Zu Hause wurde sie unseren drei unterschiedlichsten Hundemüttern bespielt und erzogen, sodass es ihr nie langweilig wurde.
Das wird sich ändern, alle Welpen die ausziehen kommen zunächst einmal aus dem abwechslungsreichen Spielleben mit ihren Geschwistern und der Hundemutter in eine völlig neue Welt und müssen sich dort zurechtfinden, ohne zu wissen, was das bedeutet. Als einzigen Bonus haben sie ihr Vertrauen, dass es die Menschen, bei denen sie leben auch sehr gut mit ihnen meinen, weil sie nichts anderes kennen. Für einen kleinen Welpen ist das eine große Herausforderung und wird oft unterschätzt. Mich ergreift es immer wieder, wie demütig sich ein Hund in sein Schicksal ergibt - ein Welpe, der einfach aus seiner heilen Welt herausgenommen wird und sich selbstverständlich in ein anderes Leben fügt - die Hundemutter, deren Kinder weggenommen werden und sie das klaglos hinnimmt. Wir Menschen könnten darüber eine Menge lernen, jammern wir doch lieber oder wehren uns gegen Veränderungen, die uns aus unserem sicheren Leben manövrieren. In dieser ersten Zeit mit dem Welpen fühlen sich viele Menschen unsicher und wollen nichts falsch machen und gleichzeitig ist jeder neuen Tag in dieser Phase der Entwicklung für einen Welpen so entscheidend. Die Hundeschule kann da oft nicht wirklich helfen, es gibt Hundetrainer, die gerade in diesen ersten Wochen den Übergang zu Hause in den Familien begleiten, was ich für sehr wichtig erachte. Zu diesem Thema  werden mir immer wieder viele Frage gestellt, sodass es bald eine Ausarbeitung dazu geben wird. In welcher Form das sein wird, ist noch nicht sicher.
Gestern am Ende der 11. Lebenswoche haben wir Deetje verabschiedet, es fiel uns unglaublich schwer aber sie hat einen tollen Lebensplatz gefunden und einen Menschen an ihrer Seite, der passt, als wäre er für sie geschaffen. Sie wird dort alle Liebe und Aufmerksamkeit bekommen, die ihr wunderbares Wesen vervollständigen wird.
Wir schließen nun unser Wochentagebuch, zurück bleibt die Erinnerung an viele wunderschöne, intensive und glückliche Momente mit den Welpen und unseren Hunden, in denen wir wieder sehr viel Neues entdecken und lernen konnten.